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20. April 2010

Bye bye adm


Nun ist es also soweit. Ich wurde endlich entlassen. Vorbei ist's mit dem Callcenter-Stress.
Zur Vorgeschichte nochmal: habe im Januar 2008 mit einem unbezahlten Praktikum/Schulung begonnen, im April '08 meinen Arbeitsvertrag bekommen und fand die Anfangszeit auch ganz entspannt...
vielleicht mal ein bis zwei Anrufe in 2 stunden (wenn viel war).  Aufgabe?!...

Kundenbetreuung beim Rosa-Riesen... soll heissen, Kunde ruft an, beschwert sich das ggf. der Techniker nicht erschien, und wir mussten den erneut raus schicken. Oder das klären von Rechnungsproblemen. Eben Mädchen für alles. Zudem aber noch die Anweisung bei jedem Kunden eine Produktansprache auf Telefon-/Internetanschluss bzw. Iphone zu machen (Gott wie ich das mittlerweile allein deswegen hasste). Aber alles noch im erträglichen Maße.

Mit der Zeit wurd dann der Stress größer, da der magentafarbene Auftragsgeber sich gerade umstrukturierte und wir so ziemlich alles abbekamen. Zudem galt das Prinzip: je mehr wir verkaufen, desto mehr Anrufe werden zu uns durchgestellt... und je mehr Anrufe wir abzuarbeiten haben umso mehr haben wir auch zu Verkaufen... das dies irgendwo nicht funktioniert, bzw. irgendwo dafür ne Obergrenze ist haben wohl die verantwortlichen nicht verstanden.

Wurde dann jdf. mal einen Tag durch Zufall von nem Arbeitskollegen angesprochen, ob wir nicht sogar im selben Haus wohnen würden - was auch tatsächlich der Fall war - ich im Erdgeschoss des Hochhauses, und er in einer Linie über mir im 8. Stock.
Haben dann ne Fahrgemeinschaft gegründet und abends des öfteren uns auch mal n Feierabend-Bierchen gegönnt.
Ich würde heute soweit gehen zu sagen, dass er der beste Freund wurde den ich jemals hatte.
War dadurch auf Arbeit auch gleich wieder etwas entspannter, wenn man nen gleichgesinnten hatte mit dem man über die Vorgesetzten lästern konnte ^^.

Im Januar dann der Schock: Sitz am 06.01.09, da ich frei hatte, noch spät nachts wach vor dem PC bis ich draußen ein Schrei und einen dumpfen Schlag höre. Als ich raus guckte sehe ich dass da jemand im Schnee liegt und sich bewegt. Ich sofort runter und den Notarzt gerufen. Unten dann erkannt, dass das mein Kumpel ist der da liegt und aus dem 8. Stock gesprungen/gefallen war.
Er ist daraufhin eine Minute vor dem Eintreffen der Einsatzkräfte vor meinen Augen gestorben.
Schwere Kost. War dann verständlicherweise erstmal n Monat krank-geschrieben.

Zur Beerdigung dann Schock Nr. 2: Die Projektleiterin und unser Callcenterleiter auch beide ungeladen mit dabei. Standen ca. 2m von der Mutter meines Kumpels entfernt und schienen über die Arbeit zu witzeln und zu grinsen.
Als ich dann wieder zur Arbeit kam wurde ich von meiner Projektleiterin erstmal in ein Einzelgespräch gerufen in dem ich mir sagen lassen musste, dass sie zwar den Grund kenne, warum ich nen Monat krank war, aber man darauf ja Arbeitstechnisch keine Rücksicht nehmen könne. Daher hatte ich immer nur halbjährige Verlängerungen.
Man tat auch auf Arbeit so als wäre nichts passiert. Mein Kumpel bekam dann einen 3-4 Zeilen Nachruf in der adm-Quartalszeitung - Auf der letzten Seite - im darauffolgenden Quartal bekam ein lesbisches Paar was geheiratet hatte eine ganze Seite... sieht man mal die Prioritäten.

Hab mich daraufhin jdf. durchgeschleppt auch wenn der Stress immer Größer wurde - immer weniger bzw seltener die Möglichkeit auf Pausen, die Gesprächsdauer wurde auch gesenkt von 7 1/2 auf ca 5min die wir maximal brauchen sollten... es wurden eine bestimmte Anzahl von Verkäufen gefordert usw usw.
Highlight war hier ein Tag bei dem ne Vorgesetzte bei mir "mit rein"-hörte und ne Kundin anrief, bei der sich im Gespräch rausstellte, dass sie n Handy mit Prepaidkarte hat, und das nur um erreichbar zu sein. Habe dann natürlich keine Produktansprache gemacht und wurde im Nachhinein angepfiffen, dass man Ihr ja ein 10€ Vertrag hätte andrehen können - is klar, ist ja auch logisch wenn die Kundin 10€ in 6 Monaten vertelefoniert, sie sich eben mal bereit erklärt das ganze künftig monatlich zu bezahlen

Naja, alles in allem kann ich sicherlich Bände damit füllen, und dies ist auch nur ein kleiner Teil dessen was ich dort alles erlebt habe, aber ihr seht sicherlich, dass ich froh sein kann das hinter mir zu haben.

1 Kommentar:

  1. Ach Basti,

    wie das Schicksal manchmal so kommt und geht und man selbst guckt nur stumm und schaut.

    Ein guter ADMer ist Ex-ADMer ;-)

    Liebe Grüße,
    Katja Z.

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